Berger Kirche

Geschichte der Berger Kirche

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts änderte sich das Landschaftsbild rund um Berg herum sehr stark. Inmitten eines großen Parks ließ König Wilhem I. das Rosensteinschloss errichten. Auf dem gegenüberliegenden Hügel stand die Villa Berg, die Residenz des Kronprinzenpaares, ebenfalls von einem großen Park umgeben. Die dazwischen liegende alte Berger Kirche passte nicht mehr so recht zu diesen repräsentativen königlichen Anwesen.
Schon damals musste der Staat sparen, und so sah nach verschiedenen Entwürfen der vom Finanzministerium genehmigte Entwurf den Neubau eines einfachen Kirchengebäudes vor. Der König übernahm die Mehrkosten für eine prunkvollere Ausführung. Auch alle während der Bauarbeiten noch anfallenden Sonderwünsche bezüglich der Ausstattung des Gotteshauses übernahm der König, es war ja schließlich „seine“ Kirche.
Ihre Einweihung fand am ersten Sonntag nach dem Geburtsfest des Königs, am 30.09.1855  statt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Berger Kirche in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1943 weitgehend zerstört.
In der darauffolgenden Zeit fanden die Gottesdienste der Berger Kirchengemeinde im unbeschädigten Werahaus statt, zusammen mit den Gemeindegliedern der Heilandsgemeinde, deren Kirche ebenfalls zerstört worden war.
Zehn Jahre dauerte es, bis der Wiederaufbau in Angriff genommen werden konnte. Pünktlich zum 100sten Jubiläum 1955 waren die Arbeiten erledigt und die Gemeinde konnte wieder Gottesdienst in ihrer Kirche feiern.
Anlässlich des 150jährigen Bestehens der Kirche erschien 2005 eine Festschrift mit weiteren geschichtlichen Details auch über die Frühgeschichte der Kirche.

(Quelle: Festschrift der Berger Kirche, 2005)

Berger Kirche Geschichte

 

Architektur

König Wilhelm I. bestimmte den Tübinger Architekten Ludwig Friedrich von Gaab (1800 – 1869) zum Baumeister der neuen Berger Kirche in „mittelalterlichem Style“.

Durch die verschiedenen Bauwerke, die König Wilhelm I. in seinem Generalbauplan für Stuttgart von 1832 entwerfen ließ, verwandelte sich Stuttgart in jener Zeit zu einer königlichen Residenzstadt nach dem Beispiel Münchens. Deshalb orientierte sich von Gaab nicht nur an einer gotischen Kirche wie der Esslinger Frauenkirche, indem er deren Größenverhältnisse proportional übernahm, sondern auch an der 1839 in München fertig gestellten Maria-Hilf-Kirche, die von Joseph Daniel Ohlmüller im neogotischen Stil errichtet worden war.

Im vorreformatorischen Mittelalter stellte die gotische Kathedrale die Herrlichkeit Gottes und seines Reiches dar. Sie war feierlicher Ort der heiligen Messe, mystisch und geheimnisvoll für die Laien wie auch die Liturgie. Der gotische Wandaufbau mit einem Maximum an lichtdurchfluteten Glasfenstern als Ideal und das Streben zum Himmel mit der Überbetonung der Vertikalen des Baus sind steinerner Ausdruck dieser Frömmigkeit.

In Berg erkennen wir diese Formensprache des Mittelalters wieder. So wurde für die Berger Kirche ganz bewusst das Schema der eintürmigen, großen deutschen Pfarrkirche gewählt. Darüber hinaus verlieh die Baukunst des 19. Jahrhunderts durch das Aufgreifen historischer Stilelemente der Sehnsucht nach Fernem Ausdruck – nach dem Mittelalter und der damit verbundenen Mystik und Frömmigkeit – und reagierte damit auf die zunehmende Industrialisierung, Technisierung und Entfremdung der Menschen. Dies war gerade für die Bevölkerung im Vorort Berg, die mehrheitlich aus Arbeitern bestand, wichtig. Anders als früher planten jetzt allerdings Ingenieure die Bauten am Reißbrett, und mit neuen Bautechniken konnten sie viel schneller realisiert werden.

Aufgrund ihres historisierenden Äußeren, vor allem aber, weil sie Teil einer romantischen Vision ist, stellt die Berger Kirche eine architektonische Besonderheit dar. Sie repräsentiert innerhalb einer einzigartigen Gesamtanlage einen Baustil, ohne den der Park Wilhelms I. unvollständig wäre. Dem Besucher begegnet eine malerische Dorfkirche mitten in der Stadt, und nicht zuletzt wegen ihrer Lage überragt die Berger Kirche wie eine Kathedrale des Mittelalters alles Umliegende.

(Quelle: Festschrift der Berger Kirche, 2005)


 

Berger Kirche Orgel

Berger Kirche Altar

Berger Kirche Altar Detail